Rukorsi-Kelim - Gebrauchsgegenstand aus dem Nomadenalltag

19. Jahrhundert ca. 94 x 90 cm handgewebt aus pflanzengefärbter Schafschurwolle von Bergnomaden wohl Luri-Stämme in der Region Varamin Nord-Iran

Rukorsi

Rukorsi (Ofenteppich)

Asiatische Nomadenstämme stellen neben ihren geknüpften und gewebten Hauptteppichen vielerlei andere textile Gegenstände zur Verwendung im Alltag her.

So kennt man vereinzelt Arbeiten mit annähernd quadratischen Abmessungen, sogenannte Rukorsi, die an den kalten Wintertagen als Zierdecke auf den Korsi (Ofen) gelegt wurden. Dieser "Ofen" bestand in der Regel aus einem mit glühenden Kohlen gefüllten Messingbecken, das in eine Mulde unter einem kleinen Tisch gestellt wurde. Über den Tisch wurden großflächige Decken gelegt, unter denen sich die Ofenwärme staute. Die Bewohner wärmten sich, indem sie Beine und Hände unter die Decken schoben, oder auch für kurze Zeit bis zum Oberkörper darunter verschwanden. Zuoberst lag der Rukorsi, auf dem Tee oder die täglichen Speisen serviert wurden. Im Nomadenalltag konnte ein Rukorsi auch für andere Zwecke verwendet werden. Kleinere Exemplare wurden als Unterlage beim Brotbacken benutzt. Auf ihnen wurde der Teig zum Ruhen gelagert und das frisch gebackene Brot aufbewahrt, was verkrustete Restspuren von Mehl und Teig im Gewebe hinterließ, die sich selbst nach mehrmaligem Waschen nicht ganz entfernen ließen, sodass sie heute noch oftmals in alten Sammlerstücken zu finden sind.

Rukorsi Kelim

Durch den regelmäßigen Gebrauch im Alltag sind die meisten Rukorsi über die Zeit verschlissen. Alte Exemplare sind nur noch selten zu finden, sie sind heute begehrte Sammlerstücke. Der amerikanische, persischstämmige Künstler Parviz Tanavoli hat sich ihnen ausgiebig gewidmet. Über seine Sammlung gibt es das sehr empfehlenswerte Buch "BREAD AND SALT".