Gabbeh ca. 185 x 132 cm

Gabbeh  ca. 185 x 132 cm

Ein 80 bis 100 Jahre alter, mystisch-spiritueller Nomadenteppich der Ghashgai-Stämme aus dem südwestlichen Iran, Region Fars, handgeknüpft aus Schafwolle, in bestem Erhaltungszustand.

Ein schlichter Rahmen aus Streifen und einer rotblauen, reziproken Zackenborte umschließt ein goldgelbes Innenfeld mit symbolisch zu deutender Innenfeldgestaltung.

Innenfeldgestaltung

Die Gestaltung des Innenfeldes gliedert sich in einen vorderen, öffentlichen Bereich und einen anschließenden, mystisch-sakralen Bereich, in den der Eintritt durch zwei Wächter mit erhobenen Händen deutlich verwehrt wird.

zwei Wächter erhobene Hände

Im hinteren Bereich der sakralen Stätte steht (liegt?) eine Person auf einem Teppich mit zur Erde weisenden Händen. Diese so „geerdete“ Person ist als Schamane zu deuten, der in spiritueller Meditation versunken ist. Ein daneben stehendes Kamel symbolisiert den Transport der metaphysischen Wahrnehmung des Priesters in eine überirdische Welt, welche durch einen den Himmel symbolisierenden Wolkenbalken dargestellt ist. Es schafft damit eine Verbindung des Schamanen mit den dort befindlichen Kräften und Geistern, die auf das Schicksal der Menschen Einfluss nehmen. Rechts neben, leicht oberhalb des Wolkenbalkens, ist ein kleines Ornament eingeknüpft, das sich einer Deutung entzieht. Möglicherweise ist es ein persönliches Signet oder ein Sippen- oder Stammes-Zeichen.

Mystik der Gab-beh

Die goldgelbe Grundfarbe, seit alter Zeit dem Göttlichen und dessen irdischen religiösen und weltlichen Stellvertretern vorbehalten, unterstreicht zusätzlich die kultische Verwendung dieses außergewöhnlichen Gabbeh-Teppichs.

Da der Teppich auf Grund seiner Verwendung kaum Abnutzungsspuren aufweist, ist im Laufe der Zeit die Flordecke in den obersten Wollspitzen leicht ausgeblichen (patiniert) und verleiht dem Stück ein leuchtend warmes Kolorit.

Lektüre zu diesem Thema: „MYSTIK DER GAB-BEH" von Siowosch Azadi, Paul Hartung Verlag Hamburg 1987 ISBN 3-925813-03-9

Cornelius W. Bäumer